Ähnlich wie die gesamte Bauwirtschaft ist auch der Hochbausektor gut durch die Corona-Krise gekommen. Im Laufe der Zeit haben die Hochbaufirmen die neue Situation immer besser in den Griff bekommen, wenngleich sie weiter über diverse Behinderungen und einen erhöhten Organisationsaufwand berichten. Insgesamt werden die Umsätze im Hochbau 2020 wohl allenfalls stagnieren. 2021 dürften sie dann wieder moderat zunehmen; im gewerblichen Hochbau werden sie allerdings beträchtlich unter Druck geraten.
Die europäischen Regierungen dürften aufgrund des erhöhten Infektionsgeschehens bis auf Weiteres eine betont restriktive Politik verfolgen. Ein erneutes flächendeckendes Herunterfahren des öffentlichen Lebens gilt aber als ausgeschlossen. In Deutschland dürften die positiven Auswirkungen des Konjunkturprogramms auf die Bauwirtschaft eher überschaubar ausfallen. Die vorliegenden Statistikdaten zeichnen bisher noch kein vollständiges Bild der Lage. So war bei den Baugenehmigungen auch im Juni 2020 noch kein Kriseneffekt erkennbar.
Die Ertragslage der meisten Hochbaufirmen wird sich 2020 merklich verschlechtern. Dies liegt einerseits an der moderaten Abbremsung des Baubetriebs und andererseits an der zunehmenden Zurückhaltung der Auftraggeber, insbesondere aus der Privatwirtschaft. 2021 dürfte sich die Situation wieder etwas entspannen. Für die Einschätzung der finanziellen Perspektiven des Einzelbetriebs spielt es inzwischen aber wieder eine deutlich größere Rolle, welche Art an Hochbauleistungen (z. B. Holzbau) und für welche Kundengruppen (z. B. Unternehmenskunden) diese erbracht werden. Positiv zu werten ist die kürzlich erfolgte Einigung bei den Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe, mit der ein drohender Arbeitskampf im Herbst verhindert werden konnte.
Quelle: ifo-Institut
Doch gewissermaßen beruhigend zu lesen, was das ifo-Institut da an aktuellen Marktdaten aufgearbeitet hat. Ich schließe mich der allgemein positiven Betrachtung gerne an, was meine Geschäftsentwicklung angeht. Einträgliches Wachstum vor allem im Bereich der Dienstleitung ist für 2020 bereits absehbar. Nun hatte ich mir aber ehrlich gesagt noch nicht die Mühe gemacht, die eigenen Entwicklungen in Bezug auf die herrschende Pandemie hin zu hinterfragen. Im Gegenteil, in der Beschäftigung mit dem aktuellen Branchengeschehen kam mir Corona vor wie, verzeihen Sie mir jetzt die derbe Ausdrucksweise, das „Arschloch im Wandschrank“. Dieses Phänomen hat der Kabarettist Volker Pispers als einen Mensch beschrieben, der immer dann zur Verantwortung gezogen wird, wenn sonst kein Schuldiger gefunden wurde. So gehe ich davon aus, würden wir „das Jahr“ 2020 wirtschaftlich an die Wand fahren, wäre als Ursache Corona schnell gefunden – wer aber würde wohl gefeiert und belobigt, wenn trotz unserer aktuellen Probleme, die Branche ein gutes Plus einfährt? Ist ja auch egal. Sie wissen worum es geht: Letztlich nützt es nichts, die Verantwortung auf äußere Umstände „abzuwälzen“ – das Ergebnis bleibt wie es ist! Gegebenheiten hinnehmen, und sich selbst dahingehend fordern, vorbereitet zu sein mit den Auswirkungen umzugehen. Einfach gesagt, sich ständig weiterentwickeln, was zweifellos dann am effektivsten geht, wenn man sich selbstkritisch hinterfragt und so seiner Fähigkeiten bewußt ist. Noch simpler ausgedrückt: Ehrlichkeit sich selbst und den Kunden gegenüber – dann klappt´s auch mit dem Wachstum. Garantiert!
In diesem Sinne: machen Sie es gut und bleiben Sie gesund!
Bis bald, Ihr
Wolfgang Blick