Galeria Karstadt Kaufhof schließt 52 Warenhäuser – Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria will 52 ihrer 129 Häuser schließen. Davon wären nach Unternehmensangaben etwa 4.300 Beschäftigte betroffen. So oder ähnlich lauten die Schlagzeilen, die uns seit einigen Tagen – zum wiederholten male – in den Medien dargebracht werden. Der nächste Entwurf zur weiteren (Kaputt-)Sanierung scheint jedoch schon vorzuliegen?
Die letzte große Warenhauskette in Deutschland, Galeria Karstadt Kaufhof, will nach Angaben ihres Betriebsrates zahlreiche Filialen, in Zahlen: 52 von derzeit 129, schließen – so teilt es die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH mit.
Die betroffenen Häuser sollen den Angaben nach in zwei Wellen geschlossen werden: Ende Juni 2023 und Ende Januar 2024. Davon seien insgesamt 4.300 Beschäftigte betroffen, davon 4.000 in den einzelnen Filialen. Der Gesamtbetriebsrat hatte die Zahl der Betroffenen zuvor mit weit mehr als 5.000 angegeben – man spricht von einem „rabenschwarzen Tag“.
Dem vorausgegangen war im Herbst ein sogenanntes Schutzschirm-Insolvenzverfahren, das auf Sanierung ausgerichtet ist. Das Unternehmen teilte mit, das der Sanierungsplan stehe. Es sollen 77 Standorte bestehen bleiben, was rund 11.000 Arbeitsplätzen entspricht. Ob dies so umgesetzt werden kann, soll auf der Gläubigerversammlung Ende März entschieden werden. Für 52 Filialen besteht nach Konzernangaben „angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive“.
Seit Jahren ist die Warenhauskette in der Krise. Als Gründe hierfür werden behördliche Auflagen während der Corona-Pandemie genannt, der Konzern nahm seinerzeit Staatshilfen in Anspruch. Die abgeschwächte Kaufkraft und die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs kamen hinzu.
All dies sei aber nur zu einem kleinen Teil für die Pläne verantwortlich, so der Gesamtbetriebsrat. Die Arbeitnehmervertretung kritisierte die fehlende Strategie für eine regionale Ausrichtung. In die Entscheidung zur Schließung der Filialen flossen wohl Gründe wie Mietbelastung, Gebäudezustand, Investitionsbedarf sowie Bevölkerungs- und Kaufkraftentwicklung mit ein. Die betroffenen Mitarbeiter werden mit Abfindungen „bedacht“. Angesichts der Konkurrenz durch Onlinehändler und Shoppingcenter, so heißt es, schauen Karstadt und Kaufhof auf „Jahrzehnte des Niedergangs“ zurück.
Den Handelskonzern durch ein Schutzschirmverfahren/einen Schuldenschnitt wieder auf „Erfolgskurs zu bringen“ ist der zweite Versuch, nach einem ersten Anlauf vor drei Jahren, der trotz Schuldenstreichung und Filialabbau nur vorübergehende Entlastung brachte. Erfolglos wurden auch in den Folgejahren insgesamt 680 Millionen Euro seitens des Wirtschaftsstabilisierungsfonds – erfolglos – eingebracht.
Welche Gefühle verspüren Sie, wenn Sie solche Fakten erfahren? Wut und Mitleid ist das, was in mir aufkeimt – und das nicht erst seit ich die Zeilen geschrieben habe! Wut, große Wut, wenn ich wieder mal betrachten muß, dass, mit Verlaub, „strunzdummes Managerpack“ ohne jegliche Vertriebserfahrung alleine durch Schließungen und Personalreduktion den „Segen der Gewinnzone“ zu erkennen glaubt. Wahnsinn, den Menschen die Verantwortung für derart schicksalhafte Entscheidungen zu überlassen, denen offenkundig die minimalsten Grundkenntnisse fehlen:
- Mit Sparen alleine verdient man kein Geld!
- Sanieren bedeutet „zurückversetzen in den Neuzustand“!
Was die „Herren Spezialisten“ da grade planen bedeutet, nach meinem Dafürhalten, nichts anderes als so viele Kosten abzubauen, bis die „schwarze Null“ als Ergebnis feststeht. Was nichts anderes bedeutet, als das das Unternehmen besteht, in den Wirtschaftskreislauf aber nichts mehr mit einbringt und auf Kosten des Staates (unserer Gesellschaft!) dahingebracht wird.
Ich möchte nicht anmaßend erscheinen, ich bin kein „Kaufhausspezialist“ und werde es wohl auch nicht werden. Dennoch, mit ein klein wenig Logik – kaufmännischer Grundbildung – würde ich, ehe ich Lösungswege erarbeite, zunächst mal die „vorhandene“ Substanz des „Patienten“ analysieren. Aus den Ergebnissen lässt sich der mögliche Sinn und der daraus folgende Umfang der nötigen „Maßnahme zur Gesundung“ des Unternehmens herleiten, angemessen planen und umsetzen.
Im Hinblick auf den Begriff „Sanierung“ folgern wir also: Gleichermaßen müssen wir unseren Plan vom „logischen Ende“ her betrachten! Wollen wir innerstädtisch Einkaufsmöglichkeiten? Wenn ja – was bringen uns die? Was sind (wir alle!!!) bereit dazu zu tun? Über welche Mittel verfügen wir? Uns allen sollte in dem Zusammenhang die Bedeutung von Wertschöpfung und Wertschätzung gleichermaßen bewusst sein! Um das zu verstehen, benötigen wir keine hochdotierten Wirtschaftsbosse in „spacken Maßanzügen“ sondern gesunden Menschenverstand! Horrende Honorare sind in solchen Situationen völlig deplatziert – in bestehende Substanz muss investiert werden! Auf die Freude, die soziale Sicherheit des Verkäufers „an der Front“ kommt´s an. Wertschätzung gegenüber dem Verkäufer überträgt sich auf den Kunden. Konsumfreundliches Klima nennt das die Politik. Ich würde es lapidar mal wieder so ausdrücken: Wenn ich Lies´chen Müller was verkaufen will, muss ich wissen wo Lies´chen Müller der „Schuh drückt“! Um das zu verstehen bedarf es keines Masterstudiums, da reicht schon der gesunde Menschenverstand – auf den guten Willen kommt´s an!
An der Stelle nochmals: In keiner Weise möchte ich mir anmaßen, die endgültige Lösung für die Probleme zu kennen mit denen der Kaufhauskonzern zu kämpfen hat. Dennoch, ich glaube das ist der Kern meiner Ausführungen, ist auch hier wieder die ganzheitliche Herangehensweise gefragt! Wir alle müssen unser Konsumverhalten prüfen und anpassen. Tendenziell das „Geld im Dorf lassen“ statt bspw. im Online-Handel. Wertschätzung dem Kunden gegenüber – die Leistungen müssen „ihren Preis wert sein!“ Wir alle müssen die gegenwärtige Situation verstehen, daraus lernen und gemeinsame/gemeinschaftliche Entscheidungen treffen. Dabei helfen auch Spezialisten, nicht alle Manager sind „strunzdumm“. Ich spreche da aus ureigener Erfahrung: Auch ich könnte meinen „Senf“ hier nicht dazugeben, hätte ich nicht schon ähnliche Erfahrungen durchlebt wie derzeit Galeria Kaufhof Karstadt. Mir zur Seite stand (und steht) seit nunmehr dreißig Jahren ein wirklicher Spezialist. Lebens- und Vertriebserfahrung sind unsere Basis. Mit großer Freude sind wir im regelmäßigen Austausch, analysieren, kritisieren und optimieren die Abläufe des Unternehmens. Nicht um „Luftschlösser zu bauen“, aber mit dem guten Gefühl, langfristig substanziell weiter zu wachsen, für weitere Generationen – statt zum Sanierungsfall zu werden.
In diesem Sinne – besten Gruß aus Daun
Wolfgang Blick
Respekt, Herr Blick! Engagierte und gleichwohl besonnene Kommentierung der Kaufhof-Aktualität. Sie kennen es ja: keine IST-Situation ist vom Himmel gefallen – sie ist immer die Folge dessen, was in der Vergangenheit wie getan wurde und was unterlassen wurde – Verhaltens-Folgen.
Der KAUFHOF wurde zum Sanierungsfall, als das Kaufhof-Geschäft noch brummte: Manager lehnten sich zurück, schrieben sich den Erfolg zu und hielten sich einen Hofstaat. Personal war reichlich an Bord und konnte bezahlt werden. Arroganz im Einkauf dem Lieferanten gegenüber und im Verkauf dem Kunden gegenüber wurde von den Vorgesetzten nicht wahrgenommen und damit auch nicht bestraft – das Verhalten der Mitarbeiter im Ein- und Verkauf und im Management konnte nicht verkehrt sein, schließlich feierte der Kaufhof Erfolge. Also hatte „man“ alles richtig gemacht.
Erkenntnis: Die größten Fehler wurden und werden halt immer in guten Zeiten gemacht. Allenthalben und nicht nur im KAUFHOF. Am schamlosesten in der Politik, so mein Empfinden. Am grausamsten in Unternehmen, auch deshalb, weil einzig die Bilanz zählt und in dieser kommt die Belegschaft nur als Kostenfaktor vor und kann im Unterschied zu Gebäuden und Einrichtungen nicht als Wert bilanziert und kapitalisiert werden. In geschäftlicher Schieflage greift man dort zu, wo am schnellsten „bessere Zahlen“ erzielt werden können – beim Kostenfaktor Mensch. Grausam eben, und die Rechnung zahlen die, die sich nicht wehren können und die die geringste Schuld trifft. Das sind nicht nur die unmittelbar Betroffenen und deren Familien, sondern auch die Steuerzahler. Ganz einfach geht das und fängt schon vor der Kündigung von Belegschaften damit an, dass das Geld für „Rettungsschirme“ ja auch aus dem Steueraufkommen bezahlt wird. Dann bekommt der Rentner mal eben eine sehr geringe Erhöhung als Inflationsausgleich, wenn er überhaupt was bekommt.
Lieber Herr Blick, „alles Wehklagen nutzt nichts“, sehr wohl jedoch eine wache Wahrnehmung, eine dichte Rundumsicht und Erkenntnisse daraus, was die eigene Situation betrifft. Folgerichtiges Planen und Handeln ist dann fast zwangsläufig. Um Ihre Zukunft ist mir nicht bange, Herr Blick.
Herzlich
Karl Dilly