Russland liefert weniger Gas. Ob im Herbst genug für einen halbwegs sorglosen Winter vorrätig sein wird, ist damit ungewiss. Als Konsequenz fordern Bundesnetzagentur und Vermieter, die Vorgaben für Mindesttemperaturen in Wohnungen zu lockern. Eine heftige Debatte darüber, ob per Gesetz solche Vorgaben gemacht werden können, und auch wie diese ggfs. umgesetzt und kontrolliert werden können, lässt nicht lange auf sich warten.
Die aus der momentan verworrenen politischen Lage resultierenden Konsequenzen lassen verständlicherweise Sorgen aufkeimen, wie die Versorgungslage sich in naher Zukunft entwickeln könnte. Fragen und, noch schlimmer, heillose Spekulationen, was noch alles geschehen könnte werden medial wie „eine Sau durchs Dorf getrieben“. Sachlich betrachtet wäre zunächst zu überlegen, die grundsätzlich durchaus sinnvolle Energiewende dahingehend zu hinterfragen, ob deren Umsetzung schlicht in einem anderem „Takt“ vollzogen werden kann? Uns allen wird, das versteht wohl jeder, nichts anderes übrig bleiben, als den „Gürtel enger zu schnallen“ – also zu sparen. Das wäre die eine Möglichkeit. Eigene Gas- und Ölvorkommen im Lande auf Wirtschaftlichkeit zu prüfen und auch Kraftwerkslaufzeiten zu verlängern dürfen, wie Christian Lindner es vollmundig ausdrückt, keine „Denktabus“ bleiben.
Lindners Ansatz, alle Möglichkeiten der Energiegewinnung, sei es Kohle, Atomstrom und was auch immer, in Erwägung zu ziehen, halte ich für recht klug. Um eine gute, nachhaltige Entscheidung zu treffen, muss ich alle Optionen kennen und vernünftig abwägen. Besonnene und dennoch schnelle Entscheidungen sollte man beherrschen! Was aber passiert? Seitens der Politik wird derart propagandistisch spekulierend mit Fragen „hantiert“ das einem „Angst und bange wird“. Die mögliche ökonomische Entwicklung aufgrund der Energiekrise in den Konsens mit der Coronapandemie 2020 zu stellen halte ich für Effekthascherei und eines seriösen Politikers nicht würdig.
All diese unterschwellige Informationspolitik führt, wie ich glaube, höchstens dazu, das wir die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ignorieren bzw. nicht erkennen. Ein paar Monate bis zur nächsten Heizphase haben wir ja noch – das sollte auch für den einen oder anderen „Rettungsversuch“ reichen. Nur tun müssen wir´s, jeder für sich und damit letztlich für alle gemeinsam.
In keiner Weise möchte ich mich hier als allwissend darstellen – das wissen Sie. Was mich halt enorm aufregt ist, das derzeit in Deutschland „rumgewuselt“ wird, als wäre unerwartet die Pest ausgebrochen. Klar, die Lage ist fatal – ein Stück weit. Aber was gerade passiert, war zumindest gewissermaßen absehbar. Das unsere Energien „endlich“ sind wissen wir schon lange und das an der Spitze Russlands kein „lupenreiner“ Demokrat, sondern ein Despot steht war auch keine Neuigkeit. Das wir nun aber sehenden Auges in eine Energiekrise schlittern hat seine Ursache in den Entscheidungen die wir in der Vergangenheit getroffen haben! Nichts passiert zufällig – alles ist eine Folge, die logische Konsequenz, von vorher getroffenen Entscheidungen. Das ist nun nicht schön, aber auch nicht zu ändern. Immerhin besteht die Chance aus der Situation zu lernen, für die Zukunft. Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken ist genauso wenig eine Option, wie parteipolitische Animositäten. Was uns derzeit von der politischen Führungsspitze geboten wird, erinnert mich sehr an ein Erlebnis in meiner späteren Kindheit: Ich „wagte“ damals, eine Lebensweisheit meiner Oma (eine überaus patente Dame, die zwei Weltkriege miterlebt hat) recht frei zu interpretieren: „Spare in der Not, denn dann hast Du Zeit!“ – Omas Schlag auf den Hinterkopf erhielt ich gleich nach dem Ausrufezeichen. Damals dachte ich, die Kriegsgeneration könne lediglich mit meinem Humor nicht umgehen – heute ist mir klar, meine Ausführungen waren schlichtweg geschmacklos. Für ebenso wenig geschmackvoll halte ich auch die momentane Propaganda „im Lande“. Die verdammte Pflicht der politischen Führung wäre es, den in Not geratenen Menschen unbürokratisch zu helfen, den Bürgern die Angst zu nehmen und die bestehenden Möglichkeiten (glauben Sie mir derer gibt es viele!) konsequent zu erkennen und umzusetzen. Was stattdessen geboten wird, ist das verzweifelte Aufbäumen eines von der Illusion des unendlichen Wachstums und Produktivität geprägten Managements, dem offensichtlich gerade deutlich wird, das dem „Kapitalismus im Endstadium“ auch mit „noch so viel“ manipulativer Gesinnung nicht beizukommen ist. Einen besseren Zeitpunkt als heute, die Wertmaßstäbe unserer Gesellschaft grundsätzlich zu hinterfragen und den realen Anforderungen anzupassen wird es sicher nicht geben.
Besten Gruß aus Daun, und – machen Sie es gut!
Wolfgang Blick