In der zurückliegenden Woche wurde, wieder mal, in den Medien das Thema Strahlenbelastung in Gebäuden erörtert. Eine Materie die mich, fachlich wie auch persönlich, betrifft und auch sehr interessiert. Betreffen tut´s mich, da wir hier im Südwesten des Landes auch von Radonvorkommen betroffen sind und beruflich, da im Rahmen der Bauwerksanalyse und -bewertung, immer mal wieder Fragen zur Strahlenbelastung geklärt werden müssen – und können.
So auch in den vergangenen Tagen, durfte ich erleben, das, auch durch die Art der Darstellung der möglichen Auswirkungen und Gefahren, einige Anfragen von verunsicherten und verängstigten Menschen an mich herangetragen wurden. Zeit also, wieder mal konkrete Fakten zu benennen und zu einem sachlichen Umgang mit dem Thema zu finden.
Radon ist ein, wie man sagt, sehr bewegliches, radioaktives Edelgas, das weder sichtbar, noch riech- oder schmeckbar ist. Es entsteht beim radioaktiven Zerfall von Uran. Uran komm bspw. im Erdboden aber auch in Baumaterialien vor. Aus dem Erdboden gelangt Radon ins Freie und in Gebäude. Im Freien vermischt es sich schnell mit der Umgebungsluft, so das die Radonkonzentration dort gering ist. In Innenräumen jedoch können hohe Radonkonzentrationen erreicht werden. Ein gesundheitliches Risiko kann entstehen, wenn man Radon oder seine radioaktiven Folgeprodukte über einen längeren Zeitraum in erhöhtem Masse einatmet. Oft reichen schon kleine und überschaubare Massnahmen aus, um den Radongehalt in Innenräumen und damit das Erkrankungsrisiko elementar zu senken. Das Strahlenschutzgesetz verpflichtet Staat, Arbeitgeber und Bauherren zu Maßnahmen zum Schutz vor Radon.
Im Rahmen von Abdichtungs- und Sanierungsarbeiten unterscheiden wir die erforderlichen Massnahmen sowohl im Neu- also auch im Bestandsbau. Die bei Messungen ermittelten Radonkonzentrationen variieren über einen weiten Bereich und sind maßgeblich von den Eigenschaften des jeweiligen Gebäudes abhängig. Räume im Erdgeschoss von nicht oder nur teilweise unterkellerten Gebäuden weisen im Durchschnitt höhere Radonkonzentrationen auf als solche in voll unterkellerten Gebäuden. Die Verwendung der Baumaterialien sowie die Bauausführungen von Kellerwänden, Kellerböden und der Kellerdecke beeinflussen die Radonkonzentration. Die Verwendung von Beton weist im Durchschnitt die niedrigsten Werte auf. Günstig wirkt sich auch ein Feuchtigkeitsschutz für Bodenplatte und erdberührte Wände aus.
Im Falle von Außenabdichtungen (planmäßig/Neubau) empfiehlt sich bspw. eine „kombinierte“ Abdichtungslösung: Radonschutz und Abdichtung gegen drückendes Wasser. Diese Maßnahme kann bspw. mit einem entsprechend zertifizierten Frischbetonverbundsystem ausgeführt werden. Die Sanierung bestehender Gebäude mit erhöhter Radonkonzentration in Innenräumen ist in der Regel schwieriger, das Ergebnis kann ungewiss sein und die Maßnahmen sind meist aufwändiger als eine korrekt durchgeführte Radonprävention bei Neubauten. Bei bestehenden Gebäuden ist die Ausgangslage durch sehr vielfältige Sachverhalte bestimmt, die sich auf Möglichkeiten zur Sanierung unmittelbar auswirken.
Sie sehen: die Frage zum Strahlenschutz im Haus ist komplex und die Bewertung möglicher Gefahren nicht ganz einfach. Störend in dem Zusammenhang, da unsachlich – wie ich glaube, die „reißerische“ Herangehensweise der Medien ans Thema Radon und die daraus resultierende Verunsicherung in der Bevölkerung. Weder liegt die Lösung eines Strahlenproblems darin, neu und „absolut dicht“ zu bauen, noch darin mal eben im Keller ein vermeintlich geeignetes Messgerät zu installieren. Ich halte solche Empfehlungen für in etwa so sinnvoll, wie eine ärztliche Diagnose im Internet zu hinterfragen – ich würde dann zumindest tendenziell panisch! So verhält es sich dann auch am Bau bzw. im Haus. Systematisch messen, planen und ggfs. optimieren und sanieren. All das muss gründlich geschehen, es kommt auf´s Detail an. Dies ist alles möglich – also kein „Hexenwerk“. In medizinischen Fragen bleiben Sie beim „Arzt Ihres Vertrauens“ und wenn´s um die wohngesunde Erhaltung der Wohlfühl-Immobilie geht, fragen Sie mich! Ein kleiner Tipp zum Schluss: Meine grundsätzliche Empfehlung zum regelmäßigen Lüften gilt auch hier – durch´s geöffnete Fenster verschwindet Radon genau wie überschüssige Raumfeuchte. So wird nicht die Ursache behoben, aber möglicherweise die Auswirkung. Wenn´s auch nicht die Lösung des Problems ist – der Anfang wäre aber gemacht!
In diesem Sinne – besten Gruß aus Daun
Wolfgang Blick