Ortsbildprägend und herrschaftlich schön ist die Ende der 1920er-Jahre in Kelberg erbaute Villa Esten, die zwei Generationen von Landarztfamilien beherbergte. Nun steht sie zum Verkauf. Über die Geschichte des Gebäudes und das Leben darin.
Mit diesen Worten beginnt ein Bericht, geschrieben von Frau Bettscheider, veröffentlicht in der Wochenendausgabe des Trierischen Volksfreunds. Gewohnt gut recherchiert und besonders schön beschrieben, hat mich die Lektüre des Beitrags sehr gefreut – gewissermaßen dem Tag etwas besonderes gegeben.
Sie werden mich sicher verstehen. Berufsbedingt habe ich großenteils mit der Instandsetzung und Trocknung auch betagterer Immobilien zu tun. In der Zusammenarbeit mit meinen Auftraggebern erfahre ich häufig von den Erlebnissen die die Menschen mit dem Haus verbinden. Diese Erfahrungen sind dann immer auch ein nicht unerheblicher Teil meines Konzeptes und der Planungen, das Haus wieder in den Zustand zu versetzen, das eine nachhaltig wohngesunde Wertanalage daraus wird. Klar, grundsätzlich spielen hier statische und wirtschaftliche Berechnungen primär eine Rolle – aber nicht nur! Das was da entsteht bzw. erhalten werden soll, muß in jeder Hinsicht zum Menschen, zum Eigentümer oder Nutzer bzw. deren Lebenssituation passen. Ohne all diese Informationen würde ich schlimmstenfalls nur „halbe Arbeit“ abliefern – das ist so gar nicht mein Ding!
Hier nun mal „schwarz auf weiss“ – gewissermaßen gebündelt – zu lesen, wieviel Geschichte, tragisch und glücklich, mit einem Haus in Verbindung gebracht werden, beeindruckt mich schon sehr. Erinnerungen, die die Familie wohl auf ewig mit dem Haus verbinden – gut so! Sehr gut vorstellbar, das die Trennung von „einem Stück Heimat“ nicht leicht fällt, die Immobilie steht nun zum Verkauf – in der Einleitung weise ich ja darauf hin.
Fernab von meinem fachlich geprägten Interesse verfolge ich schon seit geraumer Zeit, was nun passiert mit der „Villa Esten“. Beobachte wie sie rausgeputzt wird und wie sie, im allerbesten Sinne, sehr professionell vermarktet wird. Professionalität wie ich sie verstehe, nämlich nicht alles tun was möglich ist, sondern das was nötig ist – besonnen. Ich denke das ist ein elementarer Unterschied!
In angemessener Sensibilität werden von der Maklerin „alte“ und (mögliche) „neue“ Eigentümer zusammengebracht. Dies alles im Bewusstsein, das ein Abschied immer auch seine Zeit brauchen wird. Zeit, die man sich nehmen sollte – die neuen Bewohner werden sie hier auch haben! Die bestehende Bausubstanz dürfte noch einigen Generationen ein sicheres „Dach über dem Kopf“ bieten.
Ein Haus mit Geschichte – die bestimmt bald weitergeschrieben wird! Wir werden es erleben, da bin ich mir absolut sicher. Einen Teil der Geschichte der Villa Esten durfte ich, dafür werde ich ewig dankbar sein, miterleben. Das Haus steht in direkter Nachbarschaft zur damaligen Grundschule in Kelberg. Hier begann ich 1972 im zarten Alter von 6 Jahren meine, wie Oma gesagt hätte, „Lehr- und Wanderjahre“. 1972 habe ich dann auch einen meiner allerbesten Freunde, Olaf, kennengelernt. Olaf ist der jüngste „Sproß“ der Eheleute Gertrud und Dr. Kurt Esten. Machten wir in unseren Kinder- und Jugendjahren die nähere und weitere Umgebung Kelbergs „unsicher“, war sein Elternhaus häufig Ausgangspunkt unserer Exkursionen – immer gerne auch das abendliche Ziel. Im wie um’s Haus war ausreichend Platz sich auszutoben – und man hat uns das auch machen lassen! So hatten wir allerbeste Möglichkeiten uns prächtig zu entwickeln und erwachsen zu werden, das Leben in all seinen Facetten kennenzulernen.
Mitte der 90er Jahre dann trennten sich, berufsbedingt, unsere Wege. Olaf fand sein Glück im Sauerland, ich fand meine Grundlagen für’s heutige Unternehmen in Paderborn und wurde später hier in Daun mit meiner Frau sesshaft. Die Freundschaft mit Olaf besteht natürlich noch immer – daran ändert sich auch nix. Unser damaliges Versprechen, uns in schweren Stunden (bspw. Eheschließungen) beizustehen gilt für’s Leben!
Was möchte ich jetzt damit sagen? Ich bin mir nicht ganz sicher. Es ist einer dieser Blogbeiträge, die ich nicht vorbereitet habe. Im Grunde schreibe ich mir grade „locker flockig“ das von der Seele, was mir in der Beschäftigung mit dem Zeitungsbericht bewusst wurde – darauf achtend das es nicht zu emotional wird. Bewusst wird mir einerseits auch, das mich das Thema doch nicht so ganz unberührt lässt! Viele glückliche Momente bringe ich mit diesem Ort in Verbindung! Gemeinsam mit Olaf’s Familie und der Maklerin Frau Steinbach war ich im vergangenen Sommer nochmal im Haus – es wird für mich wahrscheinlich das letzte Mal gewesen sein. Und nun werde ich das Gefühl nicht los, das mir all das was ich heute mit Begeisterung und Freude vermarkte, die Liebe zu alter Bausubstanz, vielleicht schon früh ein Stück weit im Erleben der Villa Esten in die „Wiege gelegt wurde“. So also weicht mein kurzer „emotionaler Durchhänger“ der Gewissheit, das das „Entscheidende“ bleibt – die guten Erinnerungen an die Zeiten mit Olaf in Kelberg in der Mayener Straße 2 – Villa Esten. Diese Erinnerungen werde ich gleichermaßen „im Herzen tragen“ wie die an Olaf’s Eltern und seine Schwester – in Dankbarkeit. Ein Gefühl mit dem es sich gut leben lässt!
Sollte ich diesen Beitrag nun vielleicht, in Tendenzen, etwas zu ausschweifend oder „locker flockig“ geschrieben haben, sehen Sie es mir bitte nach! Wie gesagt, die Gedanken kamen recht spontan und es sollte nicht so emotional werden – von Herzen kommt’s dennoch.
In dem Sinne, machen Sie es gut – und bis bald!
Besten Gruß aus Daun
Wolfgang Blick