Schon seit vielen Jahren treten die winterlichen Beeinträchtigungen am Bau nicht mehr so extrem und ausgedehnt auf wie früher. Zum Jahresbeginn 2020 war es jedoch noch einmal erheblich milder. Aufgrund des wieder „normaleren“ Frühjahrs 2021 – mit seinen merklichen witterungsbedingten Behinderungen – ergab sich ein beachtlicher Arbeitsrückstand.
Seit dem zweiten Quartal 2021 berichten die Hochbaufirmen über außerordentliche Behinderungen infolge von Materialknappheit. Das Besondere an der derzeitigen Situation ist der Umstand, dass so viele unterschiedliche Baustoffe gleichzeitig betroffen sind. Zu den Hauptgründen zählen der starke, für viele Hersteller unerwartete weltweite Nachfrageanstieg und die Corona-bedingten Probleme in der Containerschifffahrt.
Die pandemiebedingten Einschränkungen haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Nichtwohngebäuden gesunken ist. Dies betrifft etwa Industrie- und Handelsgebäude, aber auch Kommunalbauten. 2022 dürfte sich die Lage in Teilen entspannen und auch der Wohnungsbau wieder günstiger entwickeln.
Die gedämpfte Baunachfrage, die Baubehinderungen, aber vor allem die enormen Preissteigerungen bei etlichen Baustoffen stellen im Jahr 2021 viele Hochbaufirmen vor finanzielle Herausforderungen. Zudem steht die nächste Tariflohnerhöhung bevor. 2022 dürfte sich die Materialversorgung indes wieder deutlich verbessern.
Der Hochbausektor konnte 2020 seine Lehrlingszahlen erneut steigern, während viele andere Branchen Corona-bedingt Einbußen zu verzeichnen hatten. Diese Entwicklung darf allerdings nicht darüber hinweg[1]täuschen, dass sich die Nachwuchsgewinnung aufgrund vielfältiger Einflüsse (Akademisierung, niedrige Geburtenzahlen) weiter schwierig gestalten wird.
Quell: ifo-Institut
Wenn ich die Sichtweise der Branche auf die Entwicklung der aktuellen Marktsituation betrachte, habe ich als moralisch einigermaßen gefestigte Persönlichkeit eigentlich nur einen guten Rat: Einer trage des anderen Last! Allerdings als mit Kaviar vollgepackte Einkaufstüten nach Hause! Oder was meinen Sie? Ja, Materialknappheit ist nicht wegzureden, Corona auch nicht und mangelnde Nachwuchskräfte sind auch nix neues. Aber damit kann man doch leben, und – mit Verlaub – nicht schlecht. Die Investitionen wachsen immens, Autos werden „dicker“ und Büros „exklusiver“. Kommt halt immer auch auf die eigenen Ansprüche an. Klar, früher war alles einfacher, als der Winter generell noch ein halbes Jahr dauerte, in unseren Kreisen jedenfalls. Nun, im Grunde hatten wir dann auch nur ein halbes Jahr Bausaison. Ist aber auch blöd von Mutter Natur das sie, entgegen dem Trend, zwischendurch mal wieder paar kalte Wintertage rüberschickt.
Aber jetzt mal ernsthaft: Worüber jammert die Branche? Es sind doch die Auswirkungen freier Märkte, die wir alle schätzen, die das Angebot für mehr Menschen verfügbar macht und damit die „Eckdaten“, die Rahmenbedingungen regelt. Akzeptieren müssen wir das schon – wir ziehen auch alle den Nutzen daraus. Das zu verstehen ist ganz einfach: Wir müssen, ein wenig nur, die Perspektive ändern. Schnell erkennen wir dann: So übel ist das gar nicht, was uns ereilt. Probleme gibt´s immer, früher auch schon – vielleicht ein wenig anders, aber nicht minder heftig. Sollten wir evtl. die Wertmaßstäbe, die früher schon ihre Gültigkeit hatten, wieder annehmen? Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Ich erkenne seit geraumer Zeit, das für viele Marktbegleiter nicht das eigene Betriebsergebnis das primäre Ziel ist, sondern dessen Verhältnis zur Bilanz des Mitbewerbers. Sowas trübt den Blick auf die Bedeutung des Wertschöpfungskreislaufes grundsätzlich. Eine positive Bilanz besteht nicht nur aus schwarzen Zahlen sondern auch aus zufriedenen Kunden. Substantielles Wachstum ist die „Zauberformel“. Sich selbst kritisch begutachten und zum Maßstab nehmen. Am eigenen Talent arbeiten und besser werden – wachsen!!! Die Basis schaffen für einen fairen und ehrlichen Umgang miteinander! Probieren Sie es aus, es lohnt sich! Lesen Sie weiterhin hier im Blog, vielleicht bewerten wir ja künftig die Marktentwicklungen, das was wir alle beeinflussen, gleichermaßen positiv – gemeinsam! Ich freue mich drauf.
Bis dahin, viele Grüße aus Daun
Wolfgang Blick