2021 hatten die Folgen der Corona-Pandemie die Baustoffversorgung hierzulande gehörig durcheinander gebracht. Nach der zwischenzeitlichen Entspannung ließ der Ukraine-Krieg die Situation 2022 erneut eskalieren. Der Baufortschritt wurde dadurch ab dem zweiten Quartal abermals deutlich gehemmt. Mittlerweile werden aber wieder weniger Behinderungen wegen Materialknappheit gemeldet, sodass eine leichte Marktbelebung bis zum Jahresende 2022 zu erwarten ist.
Auf die starke Verteuerung von Hochbauleistungen reagieren einige Auftraggeber mit Stornierungen. Daneben werden noch nicht begonnene Bauvorhaben zunehmend in die Zukunft verschoben. Wegen der „Preisexplosion“ erwartet der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, dass seine Mitgliedsunternehmen 2022 erstmals seit langer Zeit wieder weniger in den Wohnungsneubau investieren werden.
Die erheblich gestiegenen Angebotspreise treiben die Umsätze der Baufirmen 2022 massiv in die Höhe. Tatsächlich war die Bautätigkeit im ersten Halbjahr aber rückläufig. Dies galt in noch stärkerem Maße für den Auftragseingang. Insofern sind nominale Marktentwicklungen derzeit wenig aussagekräftig.
Aufgrund diverser Störfaktoren gerät die Finanzlage der Hochbaufirmen 2022 gehörig unter Druck. Zwar lässt das Jahr 2023 – wegen der wohl weiter verbesserten Materialversorgung – auf eine Entspannung hoffen. Neben den makroökonomischen Risiken wird es aber darauf ankommen, wie die Auftraggeber mit dem höheren Kostenniveau umgehen.
Die steigenden Zinsen und die auf ein Minimum reduzierte Neubauförderung werden die Schaffung von Wohnraum mittelfristig deutlich erschweren. Gerade die Firmen des Bereichs „Bau von Gebäuden“ müssen sich deshalb überlegen, wie sie auf die Folgen einer Nachfrageabschwächung reagieren sollen.
Quelle: ifo-Institut
Entwicklungen im Hochbausektor denen wir uns sicher nicht entziehen können, aber auch nicht müssen – da diese lange schon absehbar waren und logisch zu erklären sind. Ginge die Branche nun noch mit der richtigen „Portion“ Selbstkritik an die Analyse der „Ist-Situation“ wäre die Sicht auf die Dinge eine Andere – wie ich glaube eine Positivere.
Die Erkenntnis, dass die steigenden Umsätze nicht substantiellem Wachstum entsprechen, sondern eher dem Prinzip „Glück mit Rückenwind“ geschuldet sind, war mir definitiv schon vor langer Zeit klar. Die subjektiv betrachtet schwierige Marktlage gewissermaßen mit dem Putin- oder Corona-Effekt zu erklären halte ich schlichtweg für dumm oder ignorant.
Das „Jammertal“ das in diversen Branchenberichten dargestellt wird, ist vielmehr, davon bin ich zutiefst überzeugt, das Ergebnis des nachlässigen Umgangs mit den realen Bedürfnissen des Auftraggebers: Schaffung bezahlbaren, gesunden Wohnraums. In meiner Klientel habe ich noch niemanden angetroffen, der tatsächlich das dringende Bedürfnis hatte, sich unbedingt über Generationen zu verschulden um ein „Traumschloss“ sein Eigen nennen zu dürfen. Im Gegenteil: die Darlegung dessen, was mit bestehenden finanziellen Mitteln bspw. aus „Omas alter Kabache“ zu machen ist, hatte bzw. hat meist weitaus mehr Charme als alle Zuschüsse oder Steuersparmodelle gemeinsam.
Gesundes Wohnen und Leben ist nicht zwingend mit modernster Passivbauweise zu bewerkstelligen. Nachhaltiger Umgang mit den bestehenden Ressourcen fängt viel früher an: Im Erhalt bestehender Bausubstanz! Die Suche nach bestehendem Wohnraum muß zumindest die gleiche Priorität haben wie die neue Schaffung desselben. Hat der Gedanke, statt noch mehr freie Flächen „energetisch optimiert zu versiegeln“ lieber im Ortskern ein Haus mit einem alten Dachstuhl mit Fertigbau aufzustocken nicht etwas ungemein reizvolles? Noch einfacher: die solide Dämmung zumindest der obersten Geschossdecke eines Altbaus bringt schon spürbare Verbesserungen in der Energiebilanz und damit in der Kasse des Nutzers. Die Ersparnisse können so planbar in weitere Verbesserungen und Optimierung der Bausubstanz investiert werden – auch mittel- oder langfristig. Das Ziel, in welchen Zustand die Immobilie tatsächlich versetzt werden soll muß klar definiert sein. Die Schritte wie das Konzept dann umgesetzt wird, können doch problemlos der jeweiligen (Lebens-)Situation angepasst werden. Völlig unabhängig von Krisen jeglicher Art.
Vielleicht sollten sich einige der Branchenkollegen in Ihrer Beratung nicht von der Illusion des „ewigen Wachstums“ oder „technisch machbaren“ leiten lassen, sondern aus ureigenen (fachlichen) Erfahrungen. Stichwort: Augenhöhe schaffen! Die Möglichkeiten aus der Perspektive des Auftraggebers, unseres Kunden, betrachten und danach handeln! Mut zur Verbindlichkeit als Grundlage für das gemeinsame Ziel – so wird Erfolg planbar, für Auftraggeber und Auftragnehmer! Ganzheitliche Beratung als Basis, die Möglichkeiten des Kunden gleichermaßen berücksichtigen wie die energetischen Erfordernisse, schafft Sicherheit in der Umsetzung einer Sanierungsmaßnahme und in der langfristigen Planbarkeit auch und vor allem für den Kunden!
Davon, dass die Zeit des Überflusses durch Subventionen im Baugewerbe vorüber ist sollten wir ausgehen – von Krisen seien sie „pandemischen“ oder „despotischen“ Ursprungs, lasse ich mich dennoch auch in meinem Bestreben „zur Schaffung gesunder Bausubstanz“ ganz sicher nicht bremsen!
In diesem Sinne – machen Sie es gut und bis bald!
Besten Gruß aus Daun
Wolfgang Blick