Seit Wochen schon kursieren Spekulationen im Hinblick auf die aktuelle Marktpreisentwicklung und einhergehende Lieferengpässe. Grund hierfür, wie wir das seit Generationen wissen – Preissteigerungen im Mineralölsektor, diesmal aber tatkräftig unterstützt (besser gesagt: gekrönt!) durch Corona. Fakten mit denen wir in der Branche umgehen müssen, seit ich mich mit den Themen beschäftige – auch schon fast vierzig Jahre.
Von 15 – 20 % Steigerungen bei Holz und Öl, 30 % beim Baustahl und gar 50 % bei Wärmedämmprodukten ist hier die Rede. Alles gründlichst recherchiert von Bundesverbänden, Zentralverbänden und den ganzen anderen „üblichen Verdächtigen“. Intensive Ursachenforschung führt dann u. a. die positive Konjunkturentwicklung in China und den strammen Winter in den USA als plausiblen Grund an. Das Ergebnis: Baustopps und Bauunterbrechungen sind nicht mehr auszuschließen. Die Pleitewelle droht!
„Beruhigend“ indes die Erkenntnis des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. (kurz VDPM), der die Lösung des Problems zumindest ein Stück weit in der lokalen Produktion von Baustoffen statt im teuren Import sieht.
In wenigen prägnanten Sätzen dargestellt, welche „Sau durch´s Dorf getrieben wird“. Ich hätte es auch ausführlicher zitieren können – wollte ich aber nicht. Ich kann auch die Preisentwicklungen und Lieferengpässe nicht wegreden, aber damit umgehen kann ich. Die gab´s immer und geben wird es sie auch künftig. Ich staune allerdings immer wieder, wenn ich sehe, wieviele Institutionen eine Branche hervorbringt bzw. benötigt, bevor „Lies´chen Müller“ an der Baustofftheke ihren Mörtel oder was auch immer bekommt. Ob´s für die „institutionären Herrschaften“ einen Grund oder gar eine Daseinsberechtigung gibt? Nobody know´s! Mal so ganz diskret unter uns gesagt – einen wirklichen Nutzen habe ich bislang davon nicht gespürt! Aber das muß unter uns bleiben! Die Kollegen sind, wie ich glaube, ungefähr so nützlich wie die Wirtschaftsweisen. Das sind die klugen Herren, die um den Jahreswechsel rum immer in die Glaskugel gucken und uns vorhersagen wollen wie sich das „konjunkturelle Wetter“ in der Zukunft entwickelt. Aussagen, die an Schwachsinn nicht zu übertreffen sind! Meine Gattin und ich wetten immer gleich Anfang Januar, wann die Prognosen wieder revidiert werden. Herrlich, dieses Jahr habe ich die Wette gewonnen – das Glück der „späten Jahre“. Aber Spaß beiseite, das Thema ist bitterernst! Was ist oder wo genau liegt das Problem? Der Auftragsbestand im Handwerk ist nicht schlecht – und hier liegt die Krux! Die Kollegen, die den Hals nicht voll bekommen können und mehr Aufträge annehmen, als sie zeitgleich fertigstellen können müssen evtl. drauflegen – auf den EK-Preis. Pech gehabt, das hätte man vorher bedenken sollen – selbst schuld! Also ist nicht primär die Preisentwicklung der Auslöser für die Situation, dieser liegt wohl eher in der näheren Vergangenheit und tendenziell fragwürdigen Entscheidungen. Hätte man seinerzeit die sich doch toll entwickelnde Marktsituation etwas sachlicher und damit weniger maßlos betrachten und nutzen sollen. Aufträge annehmen, solide Arbeit abliefern und damit Vertrauen zum Kunden schaffen – das klappt konjunkturunabhängig. So schaffe ich die Basis, dem Kunden den Wert meiner Leistung darzustellen! Wenn´s daran scheitert, dann hilft – aber wirklich nur im Zweifelsfalle! – das altbewährte Mittel des sogenannten „Nachtragsmarketings“! Wenn der „Meister“ für die Kalkulation zu blöd war, erscheint halt auf der Rechnung der völlig unerwartet mehr benötigte Zusatzstoff, aufgrund unvorhersehbarer „Schwierigkeiten“ am Gewerk. Folge: Völlig überhöhte, niemals vereinbarte, aber unstrittige Rechnungen! Eine häufig praktizierte Unart, die, wie ich glaube, genau so lange existiert wie Mineralölpreisentwicklungen – denken Sie mal drüber nach!
Schönen Gruß aus Daun
Wolfgang Blick